Die Massendemokratien des 20. Jahrhunderts haben die mit der Reformation begonnene Verdrängung der Religion in die Privatsphäre vollendet. Doch kehrt das Verdrängte in Gestalt von Zivilreligionen zurück, die sich inzwischen offen der Unterstützung des Staates und der Politik erfreuen.
Anfang des vergangenen Jahres adoptierte die Bundeskanzlerin die Holocaust-Zivilreligion als quasi-offizielle Staatsreligion der Republik und verwies das Christentum auf die Plätze der gerade noch geduldeten Minderheitsreligion. Doch mit Macht drängt bereits eine zweite Zivilreligion heran, die in der globalen Erwärmung ihren zentralen Bezugspunkt hat.
Was dem Holocaust der Holocaustleugner ist, das ist dem Klimawandel der Klimaskeptiker. Hier wie dort reichen bereits Zweifel an der Mehrheitsmeinung, um von den Meinungsführern ins Abseits des Indiskutablen geschoben zu werden. Eine Institution wie die Heilige Römische Inquisition wäre in beiden Fällen ein echter Fortschritt gegenüber dem Status quo.
Die Verächter der Demokratie auf der Linken nutzen das Thema Klimawandel, um die alte Idee einer Ökodiktatur wiederzubeleben oder den Vegetarismus als alleinige ökologisch korrekte Ernährungsweise zu propagieren. Beiden Zivilreligionen gemeinsam ist ihr zutiefst antiliberaler Impuls. Sie greifen tief in elementare Bürgerrechte wie das der freien Meinungsäußerung (im Falle der Holocaust-Zivilreligion) oder der persönlichen Lebensführung ein.
Das sind totalitäre Züge, die an die beiden großen Totalitarismen des 20. Jahrhunderts erinnern. Ich für meinen Teil ziehe das Christentum diesen modernen Ersatzreligionen vor. Wo aber das Christentum ein Vakuum hinterlässt, da entsteht Platz für allerlei Ersatz.
Ausgezeichnet auf den Punkt gebracht! Ich erlaube mir, Ihren Artikel auf meinem Blog zu zitieren.