in Catholica

Relativierungsge- und verbote

Kurz vor seiner Wahl zum Papst prangerte Joseph Kardinal Ratzinger die Diktatur des Relativismus an:

Einen klaren Glauben nach dem Credo der Kirche zu haben, wird oft als Fundamentalismus abgestempelt, wohingegen der Relativismus, das sich »vom Windstoß irgendeiner Lehrmeinung Hin-und-hertreiben-lassen«, als die heutzutage einzige zeitgemäße Haltung erscheint. Es entsteht eine Diktatur des Relativismus, die nichts als endgültig anerkennt und als letztes Maß nur das eigene Ich und seine Gelüste gelten läßt.

In den letzten Tagen hat sich gezeigt, dass auch in einer Diktatur des Relativismus nicht alles relativiert werden darf. Ja, es genügt schon ein einfacher, schlichter Vergleich, um die geballte Empörungsmaschinerie von Zentralrat der Juden bis Claudia Roth anzuwerfen. Bischof Walter Mixa hatte am Aschermittwoch die Zahl von sechs Millionen ermordeten Juden im Zusammenhang mit den (nach Expertenschätzungen) mehr als neun Millionen Abtreibungen in den vergangenen Jahrzehnten genannt.

Ist das eine „Relativierung des Holocaust“ oder nicht, wie sich das Bistum zu erklären beeilte? In jedem Fall ein völlig legitimer und sinnvoller Vergleich, selbst wenn Mixa seine Äußerungen nicht als Vergleich verstanden wissen wollte.

Der Vergleich muss provozieren, weil er gleich zwei Tabus der deutschen Gesellschaft bricht. Er kratzt an der Zivil- und Staatsreligion, zu der sich die Erinnerung an die Ermordung der europäischen Juden gewandelt hat. Und er stellt das durch Grundgesetz und Strafgesetzbuch nicht gedeckte, aber de facto durchgesetzte Menschenrecht auf Abtreibung in Frage.

Weshalb sich mit dem Zentralrat und Claudia Roth auch gerade die beiden zentralen Sachwalter dieser Tabus empören.

Schreibe einen Kommentar

Kommentar

  1. Wir müssen uns wohl damit abfinden: die Scho’a darf man in keinerlei Zusammenhang mehr erwähnen, nur noch in den vorgegebenen Betroffenheitsformularen. Lernen aus der Geschichte ist untersagt, alle Argumentation damit ist kontraproduktiv. Ich freue mich, daß wir wenigstens die Antwort des Rabbi in unseren «Moralia» haben – der darf es noch sagen.

  2. Ich mag hierzu und zur allfälligen Heuchelei unter den Bienpensants Deutschlands gar nichts mehr sagen… ich würde mich nur in meinem Jammer und meinen Jeremiaden gegen die deutsche Journaille wiederholen… Geb er mir einen Eimer zum rein… (Entschuldigung, falls ich die Grenzen forumsangemessenen guten Geschmacks verletze)