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Erwerbsneigung und Recht auf Arbeit

Peregrinus diskutiert die nicht ganz neue Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens und schlägt ein Recht auf Arbeit vor. Ich frage mich, wohin dieser Zug eigentlich fahren würde.

Es wird vielleicht überraschen, aber es gab in Deutschland noch nie so viele Erwerbstätige wie heute. Gerade haben wir die Schwelle von 40 Millionen Erwerbstätigen überschritten. Das ist nahezu jeder zweite Einwohner, vom Kleinkind bis zum Greis.

Es waren also noch nie so viele Menschen ins Erwerbsleben eingebunden wie heute, und es gibt nur deshalb Arbeitslose, weil die Erwerbsneigung noch stärker angestiegen ist als die Beschäftigung. (Von Problemen wie Fachkräftemangel und fehlender Qualifikation möchte ich hier absehen.)

Die hohe Erwerbsneigung ist keinesfalls unproblematisch, sie sägt nämlich am Ast, auf dem wir alle sitzen. Ein Recht auf Arbeit ist de facto nichts anderes als ein Förderungsprogramm zur weiteren Erhöhung der ohnehin schon hohen Erwerbsneigung. Ob das gut wäre?

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Kommentar

  1. „Ein Recht auf Arbeit ist de facto nichts anderes als ein Förderungsprogramm zur weiteren Erhöhung der ohnehin schon hohen Erwerbsneigung. Ob das gut wäre?“

    Es stellt sich auch die Frage, wie dieses Recht einzulösen wäre?

  2. Norbert Bolz hat in seinem Buch ‚Die Helden der Familie‘ meiner Meinung nach zu recht darauf aufmerksam gemacht, dass in unserer Gesellschaft Berufsarbeit und beruflicher Erfolg die Grundbedingung für gesellschaftliche Anerkennung sind. Das erklärt meines erachtens sehr gut die hohe Erwerbsneigung unserer Gesellschaft.
    Ich kann mich letztendlich des Gefühls nicht erwehren, dass es bei der Diskussion um ein bedingungsloses Grundeinkommen (oder einem Recht auf Arbeit) im Grunde darum geht einen ‚bedingungslosen‘ Anspruch auf ein problemoses Leben und auf gesellschaftliche Anerkennung für jederman zu postulieren und durchzusetzen. Ob das real möglich ist bezweifel ich aber die Folgen des Umsetzungsversuches würden weitreichend sein.

    LG
    Marcus

  3. Das „Recht auf Arbeit“ gab’s ja schon einmal: in der DDR. Da hat man dann halt die Leute auch mal einen Sandhaufen von einer Seite auf die andere und wieder zurück schaufeln lassen, nur damit alle ihr Recht auf Arbeit eingelöst bekommen.

    Es ist tatsächlich so, dass noch nie soviele Menschen ins Erwerbsleben eingebunden waren wie heute. Auch das ist eine Folge der Frauenbewegung, die erst zurecht für mehr Gleichberechtigung der Frauen in der Gesellschaft gekämpft hat, aber dann den Bogen soweit überspannt hat, dass heutzutage alle Frauen meinen, berufstätig sein zu müssen, um gesellschaftsfähig zu sein. Und seitdem es normal geworden ist, dass in einer Familie beide Partner arbeiten und das doppelte Einkommen zur Verfügung steht, sind die Lebenshaltungskosten so stark gestiegen, dass immer öfter beide Partner arbeiten müssen, um über die Runden zu kommen. Ein perfektes Eigentor der Emanzipationsbewegung, kann ich da nur sagen.

  4. Liebe Anna,
    Du hast ja grundsättzlich recht. Allerdings schreibst Du etliches, was nur eine Frau schreiben darf; das beschränkt schon mein Thema.
    Den Allocath-Text, der den Catholischen Commentator zum Commentieren veranlaßt hat, habe ich geschrieben als Reaktion auf die Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen. Würde mein Vorschlag legislativ verwirklicht, so müßte er natürlich betrrächtlich verfeinert werden, damit die Wirkung nicht in die falsche Richtung geht. Aber in einer Zeit, in der Arbeitslose verpflichtet werden, maßlose und oft wohl auch demütigende Mühen auf sich zu nehmen, um Arbeit zu finden, die es gar nicht gibt, dabei jedoch keine gleichwertigen Rechte haben, finde ich es sinnvoll, solch einen Vorschlag in die Welt zu setzen, auch ohne gleich auf notwendige Détails einzugehen.