Es scheint langsam ernst zu werden mit der für den Reformationstag angekündigten Veröffentlichung der Bibelübersetzung in „gerechter Sprache“. In der FAZ vom Wochenende befasst sich Felix Grigat ausführlich mit der Kritik an diesem Projekt.
Ein Hammerschlag gleich im ersten Satz: Demnach „entfernen sich einige Protestanten zusehends vom reformatorischen Schriftprinzip (sola scriptura), wonach die Bibel allein Richtschnur für kirchliche Lehre und Tradition ist.“
So haben sich die 52 Übersetzer […] darauf verpflichtet, neben der historisch-kritischen und literaturwissenschaftlichen Exegese Einsichten der feministischen Theologie, des christlich-jüdischen Dialogs sowie „Wahrnehmungen aus der Sicht von gesellschaftlichen Minderheiten“ zu berücksichtigen.
Kritiker kreiden an, dass „Grundsätze der klassischen Philologie hermeneutischen Interessen untergeordnet würden“.
Der Tübinger Alttestamentler Bernd Janowski sagte, die Neuübersetzung liefere sich an den Zeitgeist aus und sei ein „Dokument des sich selbst aushöhlenden Protestantismus“. Es sei „beschämend“, daß es überhaupt von kirchenleitender Stelle aus protegiert werde.
In der Summe bleibt kein gutes Haar an der Übersetzung, die bereits vor Erscheinen in einschlägigen Blogs massiv kritisiert wird. Übrigens nennt Grigat auch Margot Käßmann unter den Förderern – laut Website hat sie das 5. Buch der Tora mitbezahlt.
Wer diese Bibel nicht ernst nimmt, offenbart, dass er entweder nicht auf dem heutigen Stand der Forschung oder selbst ein Ideologe ist. Schon der Philosoph Wilhelm Dilthey hat erkannt: es gibt keine Übersetzung ohne Voreingenommenheit. Diese findet sich also (man höre und staune) auch und sogar bei Martin Luther.
Wie viele Anfeindungen hat seine Übersetzung damals ertragen müssen? Immerhin sind seitdem einige Jahrhunderte verflossen.
Meines Erachtens hat die „Bibel in gerechter Sprache“ das Format der (vor meiner Zeit) so berühmten Jerusalemer Übersetzung.
Pfarrer Klaus Heinrich Neuhoff, Olten (Schweiz)
Es gibt keine Übersetzung ohne Vorverständnis, richtig. Deshalb ist das Vorverständnis nicht gleichgültig für die Bibelübersetzung, es sei denn, wir wollten die Bibel so interpretieren, wie sie uns gerade in den Kram passt. Und just dies unternimmt die Bibel in politischer korrekter Sprache, wie mir scheint. Sie unterwirft Gottes Wort dem Vorverständnis des Zeitgeistes.
„Diese findet sich also (man höre und staune) auch und sogar bei Martin Luther.“
Da ist sie wieder diese seltsame Dichotomie: entweder Luther oder Modernismus.
Aber was ist mit jenen, die nie Luther zu ihrem Götzen erhoben haben?
Was haben Altkatholiken eigentlich mit Luther zu schaffen?
Ein Spötter würde sagen, daß doch irgendwie jede protestantische Gruppierung auf Luther basiert.
Eines noch:
Ja, man muß diese „Übersetzung“ sehr ernst nehmen, so absurd sie ist, vermag sie doch einigen Schaden anzurichten.