in Catholica

Männer mit Schmerbauch

„Es hat schon Wirkung gezeigt, dass man Fleiß und Ordnung als Kategorien der freudschen Triebunterdrückung abtat und die Familie als kleinbürgerliche Zwangsanstalt darstellte. Die Menschen haben wirklich irgendwann geglaubt, dass man unbedingt sexuelle Freizügigkeit leben muss, auch über die Grenzen der Institution Ehe hinweg, und dann sind die Ehen natürlich vermehrt zerbrochen. Anstelle der aktiven Kleinbürger, die man einst als zwanghaft und eng wahrgenommen hat, begegnen einem heute vermehrt Männer mit Schmerbauch und Frauen im Trainingsanzug, mit weniger Selbstvertrauen und Sinn für soziale Formen. Ich habe 30 Jahre in Duisburg gelebt, mir tut das weh. Da ist aus einem gesellschaftskritischen Impuls etwas entstanden, was am Ende zu sozialer Benachteiligung geführt hat.“ [Udo Di Fabio im Zeit-Interview]

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Kommentar

  1. Was ist an einem Schmerbauch dennn verwerflich? Ist der feine Herr vielleicht darauf gekommen, daß es nicht grad einfach ist, so ein Teil wiederloszuwerden?

    Das ist für mich eine typische Form der Arroganz sogenannter Besserverdienender.

    Ja, vielleicht seh ich das ganze subjektiv, da ich nunmal nicht schlank bin, aber ich kann nur sagen, daß seine Sicht etwas kurzsichtig ist.

  2. Da ich durch eine irreführende Überschrift zu Deinem Missverständnis beigetragen habe, möchte ich festhalten, dass Di Fabio hier keinesfalls körperliche Mängel anprangert, sondern die Folgen der Zerstörung des Kleinbürgertums: ein dramatisch gewachsenes Sozialstaatsproletariat, das mit der Arbeit auch jeden Antrieb, alle Selbstachtung und sämtliche Kultur eingebüßt hat. Es ist ein Bild und als solches zu verstehen. (Ich hätte auch „Frauen in Trainingsanzügen“ zitieren können.)