in Catholica

Wirkliche und geglaubte Kirche

Vor vierzig Jahren meinten evangelische Theologen: Nur die Schriften zur Zeit der reformatorischen Entscheidung zeigten den wirklichen Luther: Seine Theologie sei durchdrungen vom Gedanken der Alleinwirksamkeit Gottes, von dessen Vorherbestimmung des Menschen und damit von der Unfreiheit des Willens. Gott wirke allein durch das Wort. Wer es predige, sei belanglos. (Welch extremes Wort/Glaube-Verständnis Luther zeitweilig vertrat, zeigt seine Aussage: „Also kann ich täglich, ja alle Stunden die Messe halten, indem ich, sooft ich will, mir kann die Worte Christi vorhalten und durch sie meinen Glauben speisen und stärken. Das ist recht geistlich essen und trinken.“) Der Glaube sei Gottes Werk „in uns und ohne uns“. In wem Gott Glauben wirke, stehe ihm frei. Nur Gott kenne die Glaubenden. Also sei die Kirche unsichtbar. Die unsichtbare Kirche habe kein sichtbares Haupt: Darum habe Luther die sichtbare Kirche mit dem Papst abgelehnt (nicht also nur schlechte Päpste).

Man muss aber den ganzen Luther ernst zu nehmen und darf ihn nicht auf Extremaussagen zur Zeit der antipäpstlichen Entscheidung beschränken: Luthers Katechismen von 1529 gehören ebenso zu den Bekenntnisschriften; Wort und Sakramente bilden die Grundpfeiler von Kirche – nicht das Wort ohne das Sakrament (Confessio Augustana 7). Die geglaubte Kirche ist auch erkennbar: Darin besteht allgemeine Überzeugung.

Heinz Schütte: Wie sah Luther das geistliche Amt in der Kirche? Die Tagespost, 24.10.2002.

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Kommentar

  1. Ich finde, ein Blick auf die Offenbarung zeigt, welche der richtige (=von Christus gewollte) Ansatz ist. Gott hat sich uns nämlich in einer Person offenbart, nicht in einem Text (schon mal was vom Koran gehört???).

    Darum muss die Kirche, wenn sie Leib Christi ist, auch ein sichtbarer, „begreifbarer“ Leib sein. Der Heilige Geist ist nämlich eine nicht mit Jesus identische Person der Ahl. Dreifaltigkeit – aber das scheint der Protestantismus ja vergessen zu haben…