in Catholica

Preiswürdig

An dummen und realitätsfernen Klischees über die Teilnehmer des Weltjugendtages herrscht kein Mangel. Den Preis für den dümmsten Kommentar erhält jedoch nach einstimmigem Votum der Jury das flämische Blatt De Morgen:

„Man kann sich fragen, ob all die Jugendlichen auch große Fans des neuen Papstes sind. Plastischer ausgedrückt: Wie viele der jungen Mädchen und Frauen, die ihm bei seiner Abendmahlfeier zujubeln werden, haben an dem Tag wohl die Pille geschluckt, bevor sie die Hostie zu sich nehmen?“ [Deutschlandfunk/Presseschau]

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Kommentar

  1. Liebe Leute,

    es reicht nicht, solche Kommentare als „dumm und weltfremd“ abzutun. Wenigstens eine einzige Begründung, warum dem so ist, wäre angebracht – schon um nicht den Anschein zu erwecken, Ihr hättet keine Argumente.
    Ich bin sicher, jeder hat für sich eine Meinung dazu. Wie wäre es, sie zu äußern? Warum ziehen sich immer alle auf einen eingebildeten Konsens zurück, den es möglicherweise gar nicht gibt? Einer Sachkritik – auch wenn sie sehr polemisch daherkommt und Dinge vermischt, die überhaupt nichts miteinander zu tun haben – muß man sich doch auch sachlich annehmen.

    Gruß aus Dresden,

    Anna

  2. Liebe Anna,

    die ganze Story um „Papst und Pille“ (wahlweise auch „Papst und Kondome“) verstehe ich einfach nicht. Ich erkenne das Argument nicht, falls hinter diesen Stereotypen irgendein solches verborgen sein sollte.

    Welche Erwartung steckt dahinter? Dass zu einem Weltjugendtag nur Heilige kommen, keine ganz normalen Menschen mit allen Schwächen und Fehlern? Dass der Papst ihnen nach dem Munde reden soll, dass also alles richtig ist, was Jugendliche tun und lassen?

    Die Kirche ist ja nicht in erster Linie eine Werteagentur, die einen mehr oder weniger marktgängigen Moralkodex vertritt, sondern sie verkündet den auferstandenen Christus, für Heiden eine Torheit. Und um den geht es, so sagt es auch das Motto: Venimus adorare eum.

    Gruß nach Dresden,
    Martin

  3. Hallo Martin,

    solche bewußt provozierenden „Fragen“ sind nervtötend, besonders wenn sie immer wieder gestellt werden.
    Es geht doch eher darum, die christliche Moral bzw. das, was dafür gehalten wird, anzuprangern. Daß Jugendliche eben nicht bis zur Ehe warten, ehe sie Sex haben, wird zum Ausgangspunkt genommen, um ein (vermeintlich) veraltetes Unterdrückungssystem zu brandmarken.
    Es ist bedauerlich, daß christliche Moral immer auf Sexualmoral beschränkt gesehen wird. Daran ist „die Kirche“ aber auch mit schuld, denn die Verkündigung des auferstandenen Christus geschieht in erster Linie nur für die Gläubigen. Die Außenstehenden dagegen werden als erstes mit Dingen konfrontiert, die sie als restriktiv müssen. Was geht den heutzutage durch die Medien? Der Papst in seinen prächtigen Gewändern, der etwas von „postmoderner Beliebigkeit“ erzählt, die man nicht akzeptieren dürfe. Der Papst muß natürlich niemandem „nach dem Mund reden“, aber die paternalistische Haltung wird ihm und allen anderen angekreidet.
    Wenn jemand das Christentum ablehnt, dann hat er irgendwelche Gründe dafür. Sie sind nicht immer einsichtig, und für Gläubige sind sie es sowieso nicht. Man muß wenigstens versuchen, sie zu verstehen – das ist der Punkt. Auch, wenn man sich hundertmal persönlich angegriffen fühlt.
    Letztendlich ist „moralisches Verhalten“ auch etwas sehr persönliches, was man mit sich selbst ausmachen muß.

  4. Die Außenstehenden dagegen werden als erstes mit Dingen konfrontiert, die sie als restriktiv müssen.

    Ich glaube, all diese geht auch auf das Konto der Medien, denen beim Ausdruck „katholische Kirche“ nur Kondome oder Frauenordination einfallen. Religiöse Inhalte werden bewusst ausgeblendet – ist doch sowieso nur der Aberglaube irgendwelcher naiven und ungebildeten Leute…

    Interessanterweise sehe ich bei unserem jetzigen Papst ein ganz kleines bisschen eine Wende: gerade deswegen, weil er sehr viel über die geistige und seelische Verfassung der Welt bzw. Europas redet, lassen sich seine Aussagen schwerlich auf den Nenner „Kondom“ bringen…. 🙂

    Natürlich wimmelt es in großen Teilen der Kirchenberichterstattung (v. a., wenn es um allgemeine Aussagen über die Kirche geht) noch immer sehr von Vorurteilen, Missverständnissen und Unterstellungen. Wenn aber der Journalist über etwas Konkretes berichten soll und nicht nur seine Vorurteile wiederkäuen darf, dann zeigt sich durchaus Differenzierteres.

  5. Liebe Anna,

    einen Punkt möchte ich aufgreifen, an dem ich mir Dir völlig übereinstimme: Die Verkündigung des auferstandenen Christus geschieht in erster Linie nur für die Gläubigen. Das ist ein schwerer kommunikativer Fehler.

    Denn es ist ja nicht so, dass Werte, Ethik und Moral des Christentums besonders originell wären. Sie werden erst dann interessant, wenn wir sie von der Auferstehung, vom lebendigen Christus her in den Blick nehmen.

    Da allerdings ist der Weltjugendtag eine große Chance, denn er rückt neben den üblichen Themen auch das Zentrum ins Blickfeld. Er hat eine weltweite Multiplikatorwirkung, weil hunderttausende Jugendlicher mit der frohen Botschaft in Kontakt kommen und viele selbst zu Botschaftern werden.

    Das enorme Medienecho ist da nicht mehr als eine Dreingabe.