in Catholica

Keine Wahl

Kein Christ hat ein Wahlrecht, welcher Kirche oder kirchenähnlichen Gemeinschaft er sich anschließen möchte. Es gilt, was ich auch schon zur Frage des Kirchenaustritts schrieb:

Entweder ist der Glaube der Kirche wahr – dann kann es keinen Grund zum Austritt geben. Oder er ist unwahr – dann gäbe es keinen Grund, in der Kirche zu sein. Tertium non datur.

Wenn der Glaube der Kirche wahr ist, ist es meine Pflicht, in der Kirche zu sein. Ist er es nicht, ist es meine Pflicht, nicht dort zu sein. Ob der Glaube der Kirche wahr ist oder nicht, hängt nicht (oder nur zu weniger als einem Milliardstel) von mir ab.

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Kommentar

11 Kommentare

  1. Hallo Martin,

    nach meiner Erfahrung ergibt es keinen Sinn Wahrheit an irgendeine Zugehörigkeit zu einer Kirche, wie wir sie kennen, zu knüpfen. Wenn Glaube immer eine Willensentscheidung bleiben muss, weil er entweder akzeptiert oder abgelehnt werden kann, kann er keinen Anspruch auf Universalität und daher Wahrheit erheben. Welchen Sinn würde Glauben im Himmel machen? Nur die persönliche und lebendige Erfahrung des Inhaltes dessen, was der Glaube konzeptuell formuliert, kann Wahrheit und Erlösung sein.

    Hier, in dieser Assoziation von Raum und Zeit, gibt es keine Wahrheit und keinen Weg zur Wahrheit. Es gibt nur eine Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Richtung, aber selbst keine Richtung, die irgendwohin führen könnte. Die Wahrheit ist dem Menschen unbekannt und muss ihm verwehrt bleiben, es sei denn, er widmet sich in seiner Gesamtheit so vollständig einem Ziel, dass der Sprung in eine wahre Erfahrung offensteht. Jesus hat in der Wüste seinen Kreis gezogen mit der Entschlossenheit, nicht zu gehen, ehe er den Frieden Gottes, Klarheit und Gewissheit erlangt. Paulus hat die frühen Nachfolger Jesu und Christen so total und kompromisslos verfolgt, dass es zu einer Wandlung kommen musste, denn alles, was ich ganz tue, erfüllt das Kriterium der Wahrheit. Die Auferstehung Jesu war möglich, weil Jesus seinen Geist in Gottes Hände empfahl und an keiner seiner eigenen Ideen als ein Ausdruck eines Willens, der von Gottes Willen getrennt wäre, länger festhielt. Er hatte sich völlig ergeben. Darin musste die Auferstehung erfolgen und dies ist und bleibt eine Erfahrung, die niemals mit Worten geteilt werden kann. Eigentlich kann nichts mit Worten wahrhaft geteilt werden, sondern nur in der persönlichen Erfahrung, und daher gibt es keine Wahrheit in dieser Welt. Eine wahre Erfahrung erhebt dich über diese Welt der Wahrnehmung hinaus in eine Unmittelbarkeit, wo Worte und Glaube keinen Platz haben.

    Daher: Eine universelle Theologie ist unmöglich, eine universelle Erfahrung aber ist nicht nur möglich sondern nötig.

    Ich möchte auf meinen Kommentar bei Scipio verweisen, den ich zu seinem Beitrag vom 28.6.05, „Kurzkatechismus, Nr. 1“ schrieb. Dort gehe ich ausführlicher auf spezifische Glaubensaussagen ein.

    Danke.

    Alban

  2. Hier, in dieser Assoziation von Raum und Zeit, gibt es keine Wahrheit und keinen Weg zur Wahrheit.

    Und wie ist das konsistent mit „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“? Wie ist das konsistent mit dem Umstand, dass Gott sich in Jesus Christus offenbart hat?

    Wir hatten mit Matthias auch schon öfters Diskussionen über die Wahrheitsfrage, die aber von ihm nie wirklich verstanden wurde – auch dann nicht, als wir darauf hingewiesen haben, dass dann die Offenbarung Gottes sinnlos sei, wenn eh keiner sie wirklich begreift.

    Außerdem glaube ich, dass Du, ähnlich wie Matthias, den Glauben (der immer nur ein individueller sein kann) und die Wahrheit (von der es nur eine geben kann, wenn wir nicht relativistisch sein wollen) verwechselst.

    Unser Papst hat ja (damals noch als Kardinal) selbst gesagt, dass es so viele Arten zu glauben gibt, wie es Christen gibt; er hat aber nicht gesagt, dass es so viele Wahrheiten gibt, wie es Christen gibt!

    Ich habe es durch meine persönliche Geschichte als Befreiung empfunden, dass ich nicht mehr die letztgültige Instanz der Wahrheit bin, sondern es ein Anderes gibt (genauso wie Gott ein Anderer ist), mit dem ich mich auseinandersetzen muss – aber von dem ich auch viel lernen kann.

    Und Alban: Warum glaubst Du eigentlich, dass Christus auferstanden ist, wenn Du nicht an eine allgemein gültige Wahrheit glaubst? Es gibt x Menschen (darunter auch viele, die sich Christen nennen), die nicht an die Auferstehung glauben. Ist das dann auch „wahr“???

  3. […] nach meiner Erfahrung ergibt es keinen Sinn Wahrheit an irgendeine Zugehörigkeit zu einer Kirche, wie wir sie kennen, zu knüpfen.

    Nach meiner Erfahrung ergibt nur Sinn, Wahrheit an die Kirche Jesu Christi zu knüpfen, der bekanntlich Weg, Wahrheit und Leben ist. Alternativ muss der Begriff Wahrheit fallen und die Wahrheit als letztlich unerkennbar oder nicht sicher erkennbar bezeichnet werden. Das ist jedoch Agnostizismus. Und über dessen Vereinbarkeit mit dem Glauben kann man sich zwar offensichtlich quer durch alle Denominationen einigen Illusionen hingeben, aber wohl nicht von Dauer. Irgendwann fliegt der Schwindel dann auf. Als Lackmustest eignet sich das 1. Vaticanum.

  4. … Diskussionen über die Wahrheitsfrage, die aber von ihm nie wirklich verstanden wurde

    Auch eine Art, damit umzugehen. Vielleicht habt Ihr aber Alban und mich nicht verstanden. Oder aber, wir sind einfach so unendlich dumm und borniert, dass wir es mit Eurer Klugheit nicht aufnehmen können. Oder aber, es kann einfach nicht sein, was nicht sein darf.

  5. Alban ist ja – dafür sei ihm Dank! – ganz offen, was seine Argumentationsbasis angeht. Vgl. sein Blog.

    Matthias, hör auf zu weinen und kümmer Dich um Deine Pflichten als Katholik!

  6. Hallo und danke für dieses breite Echo. Ich bin ziemlich erstaunt, zum einen darüber, dass es mir nach den Antworten erscheint, dass du, Petra, und du, Martin meinen Beitrag gar nicht gelesen habt. Doch ihr habt ihn gelesen. Was also ist los?

    Petra: Außerdem glaube ich, dass Du, ähnlich wie Matthias, den Glauben (der immer nur ein individueller sein kann) und die Wahrheit (von der es nur eine geben kann, wenn wir nicht relativistisch sein wollen) verwechselst.

    Ich sagte, Glaube sei eine Willensentscheidung. Insofern muss er immer individuell bleiben. Mit Wahrheit war ich vielleicht nicht deutlich genug. Ich sprach von einer universellen Erfahrung. Dies wäre eine, in der alle Unterschiede und Grenzen aufgehoben wäre und die Wahrnehmung aufhört, denn in der Wahrnehmung des Menschen gibt es immer Unterschiede, Grade und Richtungen, Gegensätze. Die Wahrheit aber kann kein Gegenteil haben, das von Bedeutung wäre, oder ebenso wahr wie die Wahrheit selbst, denn dann wäre das was völlig im Gegensatz zur Wahrheit stünde Teil der Wahrheit – das Falsche die Wahrheit und somit Konflikt in der Wahrheit selbst. Die Idee der Wahrheit wäre dahin. Dies ist völlig absurd. Ja, es gibt nur eine Wahrheit. Was in meinem Beitrag mehr zur Geltung kam, war, dass es keine Wahrheit hier in Raum und Zeit gibt. Wahrheit ist notwendig zugleich Erfahrung, totale Erfahrung, in der es keine Trennung mehr geben kann. Wahrheit ändert sich nie. Sie ist immer das, was sie ist. Sie kann nicht mit Raum und Zeit in Verbindung stehen, da in Raum und Zeit alle Dinge enden. Sie lässt sich nicht mit Konzepten vermitteln, nicht darüber, was wir hier tun, noch durch irgendein Tun. Sie ist einfach gegeben, in Gott, wenn du willst, und erfordert nichts, außer Gott, wenn du so willst, um sie selbst zu sein. Sie kennt kein Gegenteil. Daher, wer ist der, der nach der Wahrheit sucht? Wer ist der Fragende? Wäre er Teil der Wahrheit, so wäre wiederum ein Gegensatz gegeben. Der Suchende, der Fragende als Teil der Wahrheit, die die Antwort kennt? So wäre Gewissheit für immer unmöglich. Somit gibt es keinen Weg zur Wahrheit. Das ist absurd. Doch, und hier wird mir jeder Wahnsinn vorwerfen, du bist die Wahrheit, der Weg und das Leben. Du bist du selbst. Du bist, wer du bist. Jesus hat dies als erster hier von sich deklariert. In seinen Gebeten hat er immer wieder auf unsere fundamentale Einheit hingewiesen. Du bist es. Jesus hat in jedem Menschen das wahre gesehen und darin konnte er heilen und darin hat er alle Wunder vollbracht. Doch Jesus kann nur eine Reflektion deines Seins, deines Geistes sein. Wenn dem nicht so wäre, hätte Gott uns als ungleiche erschaffen. Außerdem, wenn du nicht die EINE Wahrheit bist, dann must du die Falschheit sein. Doch was wäre das? Die Wahrheit hat kein Gegenteil. Also musst du nicht-existent sein in deiner Selbstdarstellung. Das sage ich, wenn ich ausdrücke, dass es keinen Weg zur Wahrheit gibt, dass es hier keine Wahrheit geben kann. Kein Teil der Welt ist wahr. Du kennst und bist die Wahrheit, weil Gott das erste Prinzip ist und du nicht von Ihm getrennt sein kannst, ohne wiederum die Wahrheit ad absurdum zu führen. Plötzlich wäre die Totalität eines ihrer Aspekte oder Teile beraubt. Was wäre das? Unmölich.

    Petra: Unser Papst hat ja (damals noch als Kardinal) selbst gesagt, dass es so viele Arten zu glauben gibt, wie es Christen gibt; er hat aber nicht gesagt, dass es so viele Wahrheiten gibt, wie es Christen gibt!

    Ja, es gibt nur eine Wahrheit. Was also ist diese Welt mit all ihren Menschen, egal ob Christen, Muslimen, Hindus oder wer auch immer? Nichts als Gegensätze. Ich sage es erneut: Deshalb kann diese Welt nichts mit der Wahrheit gemein haben. Du musst aber Teil der Wahrheit sein, wenn du lebst. Daher, du bist nicht von dieser Welt, wie es Jesus in Joh 17:16 sagt, wie auch er nicht von dieser Welt ist. Du hast diese Welt mitgebracht. Sie ist nicht die Schöpfung Gottes. Sie ist eine Fehlschöpfung des Sohnes, von dir. Erstaunlicherweise blieb Joh 1:10 erhalten. Die Welt ward nicht durch Gott gemacht, sondern durch ihn, von dem in diesen Versen die Rede ist. Das Licht, das in die Finsternis kam.

    Petra: Ich habe es durch meine persönliche Geschichte als Befreiung empfunden, dass ich nicht mehr die letztgültige Instanz der Wahrheit bin, sondern es ein Anderes gibt (genauso wie Gott ein Anderer ist), mit dem ich mich auseinandersetzen muss – aber von dem ich auch viel lernen kann.

    Nun, der Andere ist natürlich Gott, weil es außer Gott nichts geben kann. Wer aber bist du dann als eine vermeintliche Entität in Raum und Zeit, getrennt von allem, verbannt auf dieser Erde und unfähig in dieses weite Universum mit Milliarden von Galaxien zu reisen, limitiert auf ein winziges Frequenzspektrum oder Energiespektrum, das wohl nicht einmal eine Taste auf einem Klavier mit 88 davon umassen kann? Willst du in allem Ernst dies als Leben bezeichnen? Gott, mit dem du dich auseinandersetzen musst, von dem viel lernen kannst. Wow, ja, alles Konzepte. Wie bist du überhaupt in diese Situation geraten? Zu welchem Zweck? Die Konzepte der Erbsünde usw. stellen immer nur das Problem fest, ohne je das Problem selbst in Frage zu stellen. Wenn Gott ist, dann bist du, so wie du dich definierst, NICHT. Du ist eine reine Unmöglichkeit. Und wiederum, in der Frage nach Ursache und Wirkung stehst du als das einzige Problem da, nicht Gott, der nicht so denke wie du, nicht ein anderer, der nicht deine Gedanken denkt. Nur du. Was also willst du lernen, wozu willst du wachsen, wenn du die Verleugnung, das Anti von Gott bist? Wenn du wirklich lernen und wachsen wolltest, würdest du es augenblicklich tun, denn nichts könnte deinem unzweideutigen Bitten verwehrt bleiben. Jesus ließ dich erinnern, „wer bittet, der empfängt…“ Wer also bist du?

    Petra: Und Alban: Warum glaubst Du eigentlich, dass Christus auferstanden ist, wenn Du nicht an eine allgemein gültige Wahrheit glaubst? Es gibt x Menschen (darunter auch viele, die sich Christen nennen), die nicht an die Auferstehung glauben. Ist das dann auch „wahr“???

    Die Auferstehung ist unausweichlich, da dieser RaumZeit-Zustand nicht wahr ist und daher enden muss und geendet hat. Du bist auferstanden. In ihm und mit ihm. Du siehst nur die Vergangenheit, doch bist du längst zu hause.

  7. Hallo Martin,

    der Schwindel ist längst aufgeflogen. Der Finger zeigt immer auf mich, dich individuell, auf den Fragestellenden. Denn der Fragestellende kann kein Teil der Wahrheit sein. Und doch gibt es kein Gegenteil zur Wahrheit, nichts außerhalb von ihr, denn sonst würde der Begriff der Wahrheit fallen, wie du treffend sagst. Ich denke, ich habe dir mit meiner Antwort auf Petras Aussagen genügend gesagt.

    Danke,
    Alban

  8. Hallo,

    beim nochmaligen Lesen fiel mir vor allem eine Aussage auf, die nicht okay ist.

    Ich schrieb: Die Wahrheit aber kann kein Gegenteil haben, das von Bedeutung wäre, oder ebenso wahr wie die Wahrheit selbst…

    Ich muss das strenger fassen, denn das ließe immer noch die Möglichkeit offen, dass es doch ein Gegenteil gibt, nur dass es eben keine Bedeutung hätte. Das aber kann nicht sein. Was hätte in Gott keine Bedeutung? Wenn ein Teil dieser Welt oder meiner Wahrnehmung wahr wäre, dann wäre die ganze Wahrheit dahin. Ich muss nicht Wahrheit ablehnen oder als unerkennbar postulieren, wenn ich sage, „es gibt hier keine Wahrheit oder keinen Weg zur Wahrheit“. Jesu Deklaration ist die Deklaration seiner Wahrheit, die nicht hier, nicht von hier ist und auch die deine sein muss, da es nur eine Wahrheit gibt. Wenn dieser Ort unmöglich ist, ist die Idee eines Weges zur Wahrheit unsinnig. Wahrheit und Illusion decken sich nicht. Wohl aber gibt es ein Mittel (Vergebung), das die Blockaden vor dem Gewahrsein der Gegenwart der Wahrheit, der Liebe aufhebt. Darauf zielt der Kurs ab. Es ist ein Geistestraining, das nur individuell vollzogen werden kann und mich in meinem Denken als der Ursache dieser Welt soweit reinigt, dass ich wieder mit Gott denken kann, bzw. der Wahrheit nicht länger im Wege stehe oder nichts aufrechterhalte, was sich ihr widersetzt. Dann ist Gott frei, den letzten Schritt selbst zu tun, weil ich Gottes Geschöpf bin und mich nicht selbst gemacht habe und daher völlig von Ihm abhänge.

    Vergebung ist eine Illusion, die selbst die Illusion nicht stärkt oder vermehrt. Widersetze dich nicht. Paulus sagt, sterbe täglich. Lass es auf dich hereinbrechen. Ergebe dich. So hältst du nicht an den Vorwürfen und Urteilen und Ideen, die du in deinem Geist hegen magst, fest. Statt dessen gibts du sie Gott oder dem Heiligen Geist, durch den Vergebung geschieht und durch den ich sie lerne. Vergebung schaut konstant über Fehler hinaus auf das Licht.

    Also, ich bin in einer paradoxen Situation. Es gibt keine Verbindung zwischen dieser Welt und der Wahrheit. Ich finde mich hier vor: Identifiziert mit einem Körper, mich um alle möglichen Dinge sorgend und in ständiger Beobachtung und Beurteilung meiner äußeren oder inneren Welt. Ich bin in meinen Gedanken gerechtfertigt, und oft lasse ich sie vorbeirauschen, ohne sie überhaupt oder in ihrem wahnsinnigen Gehalt zu sehen. Alle diese Gedanken müssen aufgehoben werden, alle Angst vor Gott muss umgewandelt werden, damit ich mich in Gott als eins mit Ihm wiedererkenne.

    Erleuchtung ist keine Veränderung, sondern nur ein Wiedererkennen. Das Licht ist in meinem Geist, weil Gott in meinem Geist ist oder: Gott ist der Geist, mit dem ich denke.