Felicitas Hoppe, übrigens die Schwester des bloggenden Münsteraner Kaplans Ulrich T. G. Hoppe, stellt sich der Frage der Frankfurter Rundschau:
Sind Sie konservativ, Frau Hoppe?
Wenn Sie mich jetzt fragten, ob ich katholisch bin, dann könnte ich meinen Pass holen, in dem steht, dass ich römisch-katholisch bin oder dass ich 1,62 Meter groß bin oder braune Augen habe. Besondere Kennzeichen habe ich keine, auch nicht ‚konservativ‘. Wenn jemand über sich selber sagt, er sei konservativ (oder auch progressiv, das ist eigentlich egal), dann ist das immer eine Werbemaßnahme.
Haben denn Katholizismus und Konservatismus etwas miteinander zu tun?
Das sagt man. Ich glaube hingegen: nein. Beides lässt sich schwer miteinander vergleichen. Denn der Katholizismus hat etwas mit Religion zu tun, und der Konservatismus hat keineswegs notwendigerweise etwas mit Religion zu tun.
Einige Intellektuelle hierzulande scheinen im Katholizismus aber ein neues gesellschaftliches und ästhetisches Heil zu sehen. Wie stehen Sie zu dieser Welle?
Das Zusammendenken des vermeintlich Politischen mit dem vermeintlich Religiösen zur Wiedererweckung vermeintlicher Werte ist ein Fehlschluss, der mich zugleich amüsiert und irritiert. Es ist, als wollte jemand über einen Graben springen, der zu kurze Beine hat. Wissen Sie, ich bin katholisch aufgewachsen. Mir sind die Dinge vertraut und nah, aber nicht im Sinne einer Bewahrung, sondern im Sinne einer Dauerpräsenz in einer Lebenswelt, die ihre Formen ständig ändert. Die neue Katholizismus-Begeisterung ist typisch für Leute, die lange überhaupt nichts mit Religion zu schaffen hatten.
Könnten Sie denn in der Geschichte, in der Politik oder der Geistesgeschichte Konservative nennen, mit denen Sie positiv verbunden sind?
Ich bin eine große Verehrerin des Essayisten Chesterton – wohlgemerkt des Essayisten, nicht des Literaten -, der als extrem konservativ gilt. Ich versuche mich aber von den Etikettierungen frei zu halten, sie würden mich nur beschweren. […]
Konkreter gefragt: Ist eine Kanzlerkandidatin Merkel eine Konservative?
Wie gesagt, wenn sich jemand so bezeichnet, ist es ein Kampfmittel. Wenn einer sagt: Ich stehe wieder dazu, dass ich ein Familienvater bin, oder: Ich stehe wieder dazu, dass ich in die Kirche gehe, dann ist das für jemanden, der immer in die Kirche gegangen ist, absolut lächerlich. Insofern ist die Frage, ob die Kanzlerkandidatin Merkel eine Konservative sei, in dieser verwirrten Politik nicht zu beantworten. Jedenfalls ist mir nicht ersichtlich, dass sie konservativere Werte vertritt als Gerhard Schröder.
Jetzt fehlt noch die Antwort von Martin Mosebach, auf die ich besonders gespannt bin.
Ich kann mit Hoppes Haltung wenig anfangen (obwohl ich den Sinn darin glaube ich erkennen kann) – vielleicht, weil ich gerade eine von denen bin, die sie so mit Argwohn beobachtet…?
Und dass konservativ und katholisch nichts miteinander zu tun haben: na ja, die Frage ist dann, was heißt überhaupt konservativ? Wenn es bedeutet, dass man das harmonische Zusammenleben der Menschen in festen, verbindlichen und bewährten Strukturen für besser hält als Selbstverwirklichung um jeden Preis, dann ist die katholische Haltung zweifellos konservativ. Wenn „konservativ“ aber nur ein Label für Raubtierkapitalismus und Neoliberalismus ist, dann liegt ihr nichts ferner als das. (In diesem Sinne wäre auch die Bezeichnung „extrem konservativ“ für Chesterton zu hinterfragen – schließlich war dieser a) sozial sehr engagiert und b) von seiner Haltung her eher provokant und unangepasst.)
Kurz nach meinem Konversionserlebnis wurde ich von einem Bekannten aus dem Internet, einem ungarischen Priester, der ebenfalls Konvertit (oder besser Revertit) war, darauf hingewiesen, dass man durch das Katholischwerden auch politisch konservativer wird. Ich meinte zuerst, das wäre nicht so – wurde es aber, und zwar innerhalb kürzester Zeit. Ich meine damit allerdings eher einen katholisch basierten Wertkonservativismus (tw. in klarem Gegensatz zu dem prononcierten Gesellschaftsliberalismus, dem ich vorher anhing). Was hingegen das Soziale und Wirtschaftliche angeht, ist die katholische Sicht nach säkularen Begriffen ja durchaus als „links“ zu beurteilen….
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