Ralf stellt seine zweite ökumenische Frage:
„Wo in der Hl. Schrift steht was von ’sola scriptura‘ (also ’nur die Schrift‘)? Das müßte da ja stehen, sonst kann man ja schlechterdings diese Basis schlecht haben, oder?“
Das erinnert mich an Psalm 119,152:
Aus deinen Vorschriften weiß ich seit langem, / dass du sie für ewig bestimmt hast.
Etwas zirkulär, das alles.
Mal ganz abgesehen davon, dass im Johannesevangelium gleich zweimal etwas drinnensteht, was das sola-scriptura-Prinzip relativiert:
Noch viele andere Zeichen, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind, hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan. Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen. (Joh 20,30-31)
Es gibt aber noch vieles andere, was Jesus getan hat. Wenn man alles aufschreiben wollte, so könnte, wie ich glaube, die ganze Welt die Bücher nicht fassen, die man schreiben müsste. (Joh 21,25)
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„wer die längste Tradition hat, gewinnt“
„Im Gegenteil sollen Traditionen, welche mit der Zeit entstanden sind, ins rechte Licht gegenüber der Mitte, Jesus Christus, gerückt werden. Diese ist auch wichtiger als die Praktiken der ersten Apostel.“
Hm, ist das nicht ein Widerspruch? Längste Traditionen vs. Traditionen, die mit der Zeit entstanden sind? Und wenn diese Tradition eben auf die sog. „Praktiken der Apostel“ zurückgeht, kann man diese (bzw. Teile davon) trotzdem getrost verwerfen? (Ich habe ja schon mal den Vorwurf gemacht, man spiele hier die Evangelien gegen Apostelgeschichte und Apostelbriefe aus…)
Was der Unterschied zwischen Tradition und Traditionen ist, sieht man übrigens gut in den Unterschieden zwischen West- und Ostkirche (ich meine jetzt nicht die Autorität des Papstes): Unterschiede in der Volksfrömmigkeit, Liturgie, Kleidung, Hierarchieaufbau und -namen, Kirchenrecht,… Gleichzeitig verbindet aber beide das depositum fidei: die Apostolische Tradition (Dinge wie die Gründung der Kirche auf die Apostel und deren Nachfolger, die Siebenzahl der Sakramente, das Glaubensbekenntnis, usw.).
Ich habe übrigens hier eine Frage zu diesem Thema gestellt.
Nein, nicht zirkulaer, sondern eher spiralfoermig.
Denn je mehr man versucht, den Schrift gut historisch und logisch, und persoenliche-erfahrungsgemaess auszulegen, desto mehr sieht man, das es ein Folk Gottes geben muesste, das das „du“ aussprechen wuerde (hauptsaechlich in den Psalmen).
Das ist fast die ganze Ekklesiologie.