Wunder verkaufen sich blendend. Der Deutschlandfunk hat heute über christliche Sekten in Nigeria berichtet. Auszug:
„Kunle Songonuga ruft seine Anhänger immer erst abends zur Bibelstunde in sein Wohnzimmer – so haben die Gläubigen Zeit, tagsüber in einen Gottesdienst zu gehen, und abends bestimmte geistliche Fragen in der Bibelstunde noch einmal zu vertiefen. Heute predigt der 34-Jährige darüber, wie Christen zu Wohlstand kommen können. Das Thema ist sein Spezialgebiet: Kunle Songonuga hat sich vor zwei Jahren als ‚Pastor‘ selbstständig gemacht und die ‚Gemeinschaft für die Herrschaft der Gläubigen‘ gegründet. […] Eine theologische Ausbildung hat Kunle nicht – eigentlich ist er diplomierter Betriebswirt. Doch sein Diplom half ihm im Leben nicht weiter:
Ich arbeitete nach dem Studium zuerst als Praktikant im Marketing-Bereich, aber das Unternehmen ging pleite, und ich stand auf der Straße. Also machte ich mich mit einem Business-Center selbstständig, aber weil ständig der Strom ausfiel, konnte ich nicht gewinnbringend arbeiten und die Rechnungen nicht bezahlen. Ich hatte das Gefühl, dass man in Nigeria nicht vorankommen kann und beschloss, meinen Kram zu packen und das Land zu verlassen. Ich wollte irgendwo hin, wo die Dinge funktionierten.
Kunle bemühte sich um ein Visum für die Vereinigten Staaten, doch ihm war klar, dass er kaum Chancen hatte, eine Einreiseerlaubnis zu bekommen.
Da sagte jemand zu mir: ‚Wenn du Christus dein Leben gibst, kannst du sogar ein Visum kriegen.‘ Und ich dachte: ‚Ja, wenn er Gott ist, sollte er das für mich tun können!‘ Und ich bekehrte mich zu Christus.
Inzwischen hat Kunle seine Bemühungen um ein Visum aufgegeben und fühlt sich zum geistlichen Amt berufen. Sein besonderes Augenmerk gilt finanziellen und beruflichen Fragen. Er verspricht seinen Anhängern überraschende Karrieresprünge und plötzlichen finanziellen Segen. Asonzeh Ukah:
Wunder verkaufen sich gut. Wenn ein Pastor keine Wunder vorweisen kann, muss er seinen Laden schließen. Ich habe noch keinen Geistlichen getroffen, der nicht von sich behaupten würde, er könne Wunder vollbringen. Wunder verkaufen sich hier so gut, wie Sex, Pornographie und Kinderschändung in Europa oder Amerika.
Für die Prediger ist das ein einträgliches Geschäft. Sie berufen sich auf einen Vers in der Bibel, wonach jeder Gläubige der Kirche ein Zehntel seines Einkommens geben muss. Zusätzlich sammeln sie Kollekten und bitten außerdem um Spenden. Die erfolgreichsten unter den Pastoren fahren Luxuslimousinen und tragen maßgeschneiderte Anzüge, einer hat es bis zum Privatjet gebracht.“
Schade, dass dieses Geschäftsmodell in Europa wohl nicht so recht funktionieren dürfte…
Hat denn nicht etwa Max Weber ein Buch mit dem Titel Die calvinistische Ethik und der Geist des Kapitalismus verfasst? Passt doch alles voll gut zusammen! 🙂