Ein Zeit-Interview lässt erahnen, warum der Mann nicht nur erfolgreich ein Unternehmen führt, sondern auch ein hervorragendes Ansehen genießt. Wendelin Wiedeking hat Prinzipien und spricht auch darüber. So scheut er sich nicht, Geiz als Todsünde zu bezeichnen – alles andere als geil.
ZEIT: Was halten Sie von der Kapitalismuskritik von Franz Müntefering?
Wiedeking: Wenn der Papst sich entsprechend äußert, bekommen alle glänzende Augen und jubeln ihm zu. Also muss eine solche Kritik auch Herrn Müntefering gestattet sein. Wir müssen über die Themen, die allen unter den Nägeln brennen, diskutieren. Wir brauchen schlicht Arbeitsplätze – und das jede Menge.
ZEIT: Ist die Werteskala abhanden gekommen?
Wiedeking: Unsere Gesellschaft lebt davon, dass man sich orientieren kann, dass man eine Werteskala hat und dass man weiß, dass es ein gesellschaftliches Grundverständnis gibt. Dieses Grundverständnis scheint verloren gegangen zu sein. Nehmen Sie den Satz »Geiz ist geil«. Geiz ist eine Todsünde, und Geiz zerstört die Werteskala und schafft dann Desorientierung.
ZEIT: Welche Werte gehen kaputt?
Wiedeking: »Geiz ist geil« heißt nichts anderes als »Billig ist gut«, und billig zerstört die gesellschaftliche Anerkennung für Arbeit. Wer als Werker täglich suggeriert bekommt, dass das, was er mit seiner Hände Arbeit schafft, nur durch Verramschen zu etwas Kleingeld gemacht werden kann, verliert jegliches Wertegefühl. Konkret: Es geht eine Werteordnung kaputt, in der Arbeit eine wichtige Rolle spielt.