Die Versöhnung von Wissenschaft und Glauben war das große Thema des Jesuiten Pierre Teilhard de Chardin, der am 10. April 1955 starb, einem Ostersonntag. Zu Lebzeiten bekam er innerkirchlich Ärger, doch heute kann er als rehabilitiert gelten. So zitiert ihn beispielsweise inzwischen auch Joseph Ratzinger, wenn er über die Enzykliken des letzten Papstes referiert:
Anthropozentrik ist beim Papst zugleich Christozentrik und umgekehrt. Gegenüber der Meinung, was der Mensch sei, könne nur aus den primitiven Formen des Menschseins sozusagen von unten her erklärt werden, ist der Papst der Überzeugung, daß das, was der Mensch ist, nur vom vollkommenen Menschen her erfaßt werden kann und daß von dort her der Weg des Menschseins zu erkennen ist. Er hätte sich dafür auf Teilhard de Chardin berufen können, der einmal so formuliert hat:
»Die wissenschaftliche Lösung des menschlichen Problems bietet keineswegs ausschließlich das ausschließliche Studium der Fossilien, sondern eine aufmerksame Betrachtung der Eigenschaften und Möglichkeiten des Menschen von heute, die den Menschen von morgen bestimmen werden.«
Johannes Paul II. geht freilich über diese Diagnose hinaus: Wer der Mensch ist, können wir letztlich nur an dem ablesen, der ganz das Wesen des Menschseins erfüllt: Gottes Ebenbild zu sein, ja, der Gottes eigener Sohn ist, Gott von Gott und Licht vom Licht.
Nimmt man mit Fides et Ratio die einschlägige Enzyklika zur Hand, so scheinen indes grundlegende Differenzen fortzubestehen. Zu diesem Ergebnis kommt ein kritischer Blick von außen:
Without the notion of a constantly self-renewing evolution, Creation as specified in terms of fixed and absolute things, leads one to the idea of progressive decay and degeneration and remedial or ‚redemptive‘ imperative as implied in the scriptures;
„For the creation waits with eager longing for the revealing of the sons of God; for the creation was subjected to futility, not of its own will but by the will of him who subjected it in hope; because the creation itself will be set free from its bondage to decay and obtain the glorious liberty of the children of God. We know that the whole creation has been groaning in travail together until now; and not only the creation, but we ourselves…“ (Rom. 8:19f). „
It is as if nature itself is on the way down unless God intervenes to ‚redeem it‘. This view is implicitly woven into ‚Fides et Ratio‘ and it differs radically from the views of Kepler, Teilhard de Chardin and Merton, where God is seen as immanent in Nature, … where God is the harmonic ordering in Nature, as the aboriginal peoples and buddhists believe.
Übrigens gab es heute eine ausführliche Sendung über Teilhard de Chardin beim SWR („Irrlehrer oder Visionär?“).