in Catholica

Papabile


Joseph Ratzinger als Papst wäre für die Kirche in Deutschland sehr gut – aber Deutschland ist nach Maßstäben der Weltkirche kaum noch von Bedeutung.

Er ist das rote Tuch schlechthin für viele Katholiken in Deutschland, und glaubt man der italienischen Zeitung La Repubblica, dann trifft er auch unter den deutschen Kardinälen auf heftigen Widerstand. Der Intellektuelle im Kardinalspurpur würde als Papst der hiesigen Kirche jedoch eher nutzen. Von der Last seiner Aufgabe als Präfekt der Glaubenskongregation befreit, würde er in der päpstlichen Rolle einen längst überfälligen Klärungsprozess in Gang bringen.

Seine Kritiker wären gezwungen, sich neu zu positionieren – und Ratzinger könnte sein schlechtes Image abschütteln, das ihm sein schwieriges Amt eingetragen hat. Wäre Ratzinger Papst, dann zeigte sich schnell, welcher Teil der innerkirchlichen Kritik seiner Person zuzuschreiben ist – und welcher sich gegen den rechten Glauben, das katholische Dogma an sich richtet, das er zu hüten hat.

Als Papst könnte Ratzinger, dem selbst Uta Ranke-Heinemann Intelligenz bescheinigt, sich wieder stärker als Theologe zeigen. Vermutlich wäre er auch eine Herausforderung für die Theologenzunft: als einer der ihren, der keinem noch so subtilen Argument ausweichen müsste, weil er sich auskennt.

Mit Ratzinger käme im August die Weltkirche nach Köln, so seltsam das klingt. Als langjähriger Kurienkardinal ist er exzellent verdrahtet (und gilt außerhalb Deutschlands auch kaum als Hardliner), als Papst würde er sich daran orientieren, wo im weltkirchlichen Maßstab die Musik spielt – und das ist gerade nicht Deutschland. Sicher spielt im Konklave eine Rolle, dass von hier erhebliche Gelder in die jungen Kirchen fließen.

Durchaus plausibel, dass bereits bis zu 50 der 115 Kardinäle im Konklave für Ratzinger stimmen wollen, wie La Repubblica heute berichtet (und der Spiegel zitiert).

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