in Catholica

Metaphysisches Begehren

Eine Perle, die der Taucher heute an die Oberfläche fördert:

„In der Kolumne Theorie und Technik untersucht Isolde Charms in Folge der Papstbeerdigung, ob die allgemeine Geständnisfreudigkeit vom Sex auf die Religion übergegangen ist. Mit Foucault gesprochen lasse sich das von zu beobachtende Phänomen auch anders fassen: Nach seiner Analyse galt das körperliche Begehren als unser innerster Kern, nun scheine es, als würde ihm das metaphysische Begehren den Rang ablaufen.

‚Früher war das Medium des Geständnisregimes im Wesentlichen die Kirche mit ihren über die Jahrhunderte ausgefeilten Beichtpraktiken. Später kam dann noch eine Reihe anderer Medien hinzu: medizinische, wissenschaftliche, literarische – in allererster Linie jedoch die Psychoanalyse. Heute jedoch haben wir die mediale Öffentlichkeit als privilegiertes Medium des Geständnisses, die Religion aber ist zu deren neuestem Inhalt geworden: Aus einem Medium des Geständnisses ist sie zu dessen ‚obszönstem‘ Gegenstand geworden.'“

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