Pfingstoktav reloaded

Jahrelang war der Pfingstmontag ein Tag, an dem ich besonders mit der Liturgiereform gehadert habe. Die von Father Z zum wiederholten Male vorgetragene Anekdote vom weinenden Papst Paul VI. beim Anblick der grünen Gewänder am Morgen des Montags nach Pfingsten 1970 trifft das verbreitete Unbehagen angesichts des plötzlichen Endes der Osterzeit auf den Punkt.

Nun, das liturgische Problem ist lösbar, und ich habe es gelöst, indem ich auf das Breviarium Romanum zurückgegriffen habe. Das kennt selbstverständlich eine Pfingstoktav, wie es sich gehört, auch das Ende der Weihnachtszeit kommt nicht so übereilt wie nach dem neuen Kalender. Und als Bonus gibt es noch die Sonntage Septuagesima, Sexagesima und Quinquagesima obendrauf. Prädikat: höchst empfehlenswert. Und spätestens seit MP 777 auch über jeden Zweifel erhaben.

Selbstverständlich war ich gestern auch in der Messe, die nach dem Missale Romanum von 1969/70 in der deutschen Übersetzung von 1975 nebst einigen der heute allgemeinen Verwirrung* geschuldeten Auslassungen und Zusätzen gefeiert wurde. Weil nicht nur Patrozinium, sondern auch das 50-jährige Jubiläum der Kirchweih gefeiert wurde, hatte sich unser Diözesanbischof auf den weiten Weg zu uns gemacht.

Immer noch pfingstlich gestimmt, möchte ich darüber hinwegsehen, dass sich der örtliche Superintendent nicht zu schade dafür war, vom Ambo aus (!) vor dem Schlusssegen (!) in einem Grußwort (!) vom Bischof unter donnerndem Applaus (!) das gemeinsame Abendmahl (!) zu fordern. In jenem Moment wäre ich vor Scham am liebsten im Boden versunken. Nach fast zwei Stunden des Stehens in der rappelvollen Kirche auch nicht schlecht.

* „und bewahre uns vor Verwirrung und Sünde“ – ist es nicht bezeichnend, wenn der Bischof beim Vater unser die Gemeinde mit dem Embolismus unterbrechen muss, der sonst allzu oft ausgelassen wird?

Dominica Pentecostes


Pfingstikone

Die Antiphonen zum Benedictus und zum Magnificat verweisen zurück auf den ersten jener fünfzig Tage, die mit dem heutigen Pfingsttage zu Ende gehen. So zitiert die Benedictus-Antiphon die Worte des Auferstandenen am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten.

Accipite Spiritum sanctum * quorum remiseritis peccata, remittuntur eis, alleluia.
Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben. Halleluja.
Antiphon zum Benedictus (Joh 20, 22b-23a)

Wie der Vater Jesus gesandt hat, so sendet er nun seine Jünger in die Welt und den Heiligen Geist zu den Jüngern. In dieser doppelten Sendung kulminieren Oster- und Pfingstereignis am fünfzigsten Tag nach Ostern, als die Jünger erneut zusammenkommen, um nun den Heiligen Geist zu empfangen, den ihnen der Herr bereits am Ostertag zugesprochen hatte. Die Antiphon zum Benedictus fasst das Festgeheimnis von Pfingsten so zusammen:

Hodie * completi sunt dies Pentecostes, alleluia: hodie Spiritus sanctus in igne discipulis apparuit, et tribuit eis charismatum dona: misit eos in universum mundum praedicare, et testificare: qui crediderit, et baptizatus fuerit, salvus erit, alleluia.
Heute sind die fünfzig Tage vollendet, Halleluja. Heute kam der Heilige Geist im Feuer auf die Apostel herab und gab ihnen die Gnadengaben. Er sandte sie in alle Welt, damit sie verkündigen und bezeugen: Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet, Halleluja.
Antiphon zum Magnificat

Die Antiphon greift hier den Taufbefehl des Auferstandenen aus Markus 16, 15-16 heraus. Dort heißt es weiter:

Und durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden; wenn sie Schlangen anfassen oder tödliches Gift trinken, wird es ihnen nicht schaden; und die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden.

Auch hier finden wir wieder einen Hinweis auf Pfingsten, als die Apostel begannen, in fremden Sprachen zu reden. Und schließlich verweisen die Antiphonen klar und deutlich auf die Vergebung der Sünden, die den Sündern durch die Apostel zugesprochen wird, auf die Erlösung durch die Taufe und damit auf das Heil, das durch Jesus in die Welt gekommen ist.