In Baptismate Domini

Das Hochfest Erscheinung des Herrn hatte, da es in diesem Jahr auf einen Sonntag fiel, fast so etwas wie eine Oktav. Jedenfalls nahmen die Antiphonen zum Benedictus in den Laudes und zum Magnificat in der Vesper immer wieder die Geheimnisse der Erscheinung des Herrn auf.

Mit dem Fest der Taufe des Herrn endet nun die Weihnachtszeit. In diesem Jahr kommt dieses Ende nicht ganz so krass wie im Vorjahr und vor zwei Jahren. Doch von nun an wird die Weihnachtszeit von Jahr zu Jahr wieder kürzer. Und dass die Adventszeit im gleichen Maße länger wird, ist nur ein schwacher Trost.

Zu keiner anderen Kirchenjahreszeit fällt mir deutlicher auf als jetzt, wie tief der Allgemeine Römische Kalender von 1970 ins Fleisch der Liturgie geschnitten hat. Die Zeit nach Erscheinung des Herrn und die Vorfastenzeit fielen dem Rotstift zum Opfer, ersetzt durch die tempus per annum. Warum?

Das allein ist ein hinreichender Grund, statt Liturgia Horarum (1971) und Stundenbuch (1978) auf das Breviarium Romanum zurückzugreifen. Und damit auf den Kalender gemäß Codex rubricarum von 1960. Dies seit dem MP 777 immerhin in vollständiger Einheit und Einigkeit mit dem Papst.

Der übrigens morgen in der Sixtinischen Kapelle versus Deum zelebrieren und damit erstmals in dieser Kirche auf den provisorischen Holzaltar verzichten wird. Was für manche ein Aufreger ist, gehört in vielen, wenn nicht den meisten protestantischen Kirchen zum Alltag. Dort sind Volksaltäre weitgehend unbekannt, und der Pastor wendet sich selbstverständlich zum Gebet gen Altar, dreht also der Gemeinde den Rücken zu.

Tribus miráculis ornátum

Tribus miráculis ornátum
diem sanctum cólimus:
hódie stella magos duxit ad præsépium,
hódie vinum ex aqua factum est ad núptias,
hódie in Iordáne a Ioánne Christus baptizári voluit,
ut salváret nos,
allelúia.

Drei Wunder
heiligen diesen Tag:
Heute führte der Stern die Weisen zum Kind in der Krippe.
Heute wurde Wasser zu Wein bei der Hochzeit.
Heute wurde Christus im Jordan getauft,
uns zum Heil.
Halleluja.

Die Antiphon zum Magnificat der zweiten Vesper vom gestrigen Hochfest fasst die drei Geheimnisse der Erscheinung des Herrn zusammen. Zwei davon werden an den kommenden beiden Sonntagen erneut vergegenwärtigt: Mit dem Fest der Taufe des Herrn wird seit der Einführung des Allgemeinen Römischen Kalenders 1970 am Sonntag nach Erscheinung des Herrn die Weihnachtszeit beendet. Im Lesejahr C (also nicht in diesem Jahr) folgt eine Woche später die Perikope von der Hochzeit zu Kana (Joh 2, 1-11).

Nach dem Missale Romanum von 1962 wird die Taufe des Herrn am Oktavtag von Erscheinung des Herrn gefeiert. In diesem Jahr verdrängt allerdings das Fest der heiligen Familie diesen Tag. Eine Woche später beginnt mit dem Sonntag Septuagesima bereits die Vorfastenzeit. In anderen Jahren wird am zweiten Sonntag nach Erscheinung des Herrn ebenfalls Joh 2, 1-11 gelesen.

Mit den Geheimnissen von der Taufe des Herrn (Qui apud Iordanem baptizatus est) und der Hochzeit zu Kana (Qui ipsum revelavit apud Canense matrimonium) beginnt auch der lichtreiche Rosenkranz, der eine Brücke schlägt zwischen dem freudenreichen Rosenkranz mit seinen weihnachtlichen Geheimnissen und dem schmerzhaften Rosenkranz des Karfreitags.

Der freudenreiche Rosenkranz hat die Darstellung des Herrn im Tempel, gefeiert am 2. Februar, als viertes Geheimnis. Der lichtreiche Rosenkranz endet mit der Einsetzung der Eucharistie, also am Gründonnerstag, dem Vorabend des Karfreitags. Und an den schmerzhaften schließt sich unmittelbar der glorreiche Rosenkranz an, der mit dem Geheimnis der Auferstehung des Herrn beginnt. So sind alle vier miteinander verbunden.

Größere oder kleinere Teufeleien

Lorenz Jäger würdigt den Büchner-Preisträger Martin Mosebach in der FAZ von morgen mit dieser schönen Passage:

Aber der wäre ein schlechter Katholik (und Romancier), der sich auf das idealisierte Selbstbild der Herrschenden verließe, seien es Bürger oder Könige, und in der Welt nicht auch größere oder kleinere Teufeleien wirken sähe. Mosebach ist katholisch, und mehr: Er gehörte mit dem Philosophen Robert Spaemann zu den Köpfen, die sich in ihrer Kirche für die Wiederzulassung der alten Messordnung einsetzten. Man übertreibt wohl nicht, wenn man feststellt, dass seine Streitschrift gegen die „Häresie der Formlosigkeit“ zu den geistigen Kräften gehörte, die im Sommer dieses Jahres zum „Motu Proprio“ Benedikts XVI. führten.

Gleich im ersten Kommentar zu diesem Artikel reicht es dann nur noch zu mattem Einspruch und einer vermeintlichen Korrektur, die selbst gleich doppelt historisch falsch ist. Weder wurde die Messe Pius‘ V.

erst 1566 als eine auf älteren Gegebenheiten beruhende „Kunstform“ zur Vereinheitlichung der damaligen Ritenvielfalt eingeführt

noch

ist die „neue Messe“ von 1960 – ebenfalls „künstlich“.

Pius V. hat nichts anderes getan als das damalige, überlieferte Römische Messbuch (i.e. das Messbuch der Stadt Rom) für die ganze Kirche vorzuschreiben. Und dies auch nur, soweit nicht eigene Messbücher vorlagen, die wenigstens 200 Jahre in Gebrauch waren. Es ging nicht um Vereinheitlichung (die kam erst im 20. Jahrhundert so richtig in Gang), sondern um Abwehr einer wohlbekannten Häresie.

Das Messbuch Pauls VI. hingegen trat zum 1. Advent 1969 in Kraft, also vor fast genau 38 Jahren. 1960 hatte jenes Konzil nicht einmal begonnen.

Rückkehr

Es war die längste Pause seit Bestehen dieses Notizbuches. Seit Juli 2003 war kein Monat ohne neue Einträge vergangen. Doch die Monate Mai bis August 2007 bleiben nun leer.

Es ist einiges passiert, was hier zu notieren mir in den Fingern juckte. Doch je länger die Pause dauerte, um so größer wurde mein eigener Anspruch an das Comeback. Zum einen oder anderen Thema werde ich wohl noch etwas notieren.

Das für die Kirche wichtigste Ereignis der vergangenen Monate war zweifelsohne das langerwartete Motu proprio Summorum Pontificum. Insofern passt es gut, am Vorabend des Festes Kreuzerhöhung die erste Notiz für dieses Büchlein nach der langen Zeit des Schweigens zu verfassen. Heute geht ein fast vierzigjähriges Exil zuende.

Ich danke Euch allen für Eure lieben Wünsche, Euer Gebet und Mitgefühl. Es war und ist ein großer Trost zu wissen, dass da draußen hinter dem weiten Netz Menschen sind, die ich zum größten Teil noch gar nicht persönlich getroffen habe und die Anteil nehmen an dem, was uns widerfahren ist. Die Gemeinschaft der Heiligen halt.

Für das Notizbuch habe ich mir eine neue Außenhaut geliehen. Daran werde ich auch noch ein wenig schrauben in der nächsten Zeit. Wenn ich dazu komme.

Surréxit Dóminus vere, allelúia

Dies ist die Antiphon zum Invitatorium in der Osterzeit. Das deutsche Stundenbuch hat:

Christus ist erstanden; kommt, wir beten ihn an! Halleluja.

Womit die berechtigte Frage von Zuzanna nach dem Warum schon fast beantwortet wäre. Aber ich will etwas ausholen.

I.
Es ist nicht das Gleiche. Das deutsche Stundenbuch ist ganz offensichtlich keine getreue Übersetzung der Liturgia Horarum. Die Antiphon müsste sonst wohl lauten: „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja.“

Nun wird es sicher gute Gründe für solche Änderungen geben, und das deutsche Stundenbuch ist nicht falsch oder schlecht. Aber es ist nicht das Original.

Man mag zu Recht einwenden, das gelte auch für die Liturgia Horarum. Und ganz sicher werde ich früher oder später auch ein Breviarum Romanum erwerben.

Aber eines nach dem anderen. Es werden im Sommer erst vier Jahre, seit ich mit dem Stundengebet begonnen habe. Der kleine grüne, völlig zerfledderte Stundenbuchband von damals steht noch im Regal.

Die Liturgia Horarum ist jetzt einfach dran.

II.
Der römische Ritus ist der lateinische Ritus. Latein ist die Universalsprache einer Weltkirche, die ich erst im Zweipäpste- und Weltjugendtagsjahr 2005 so richtig entdeckt habe. Die Weltkirche, meine ich.

Latein verbindet noch einmal ganz anders mit allen Betern im Heute und zu allen Zeiten, als es die deutsche Sprache kann.

At 11:30 p.m. on Christmas Eve I was twiddling the knob of my radio. Unable to get out to Midnight Mass I wanted at least to bring it to my fireside. And as I switched from one European station to the next I tuned in to one Midnight Mass after the other. Belgium, France, Germany, Eire, yes, even behind the Iron Curtain, Prague. It seemed as though the whole of what was once Christendom was celebrating what is potentially the most unifying event in man’s history. And the important thing was that it was the same Mass. I am a newcomer to the Mass but I was able to recognized its continuity as I went from station to station for it was in one common language. This aspect of Catholicism is but a single one, and maybe not the most important. But I have a strong feeling that it is precisely the Catholicism of the Catholic Church which may prove the greatest attraction, and will meet the greatest need, for my disillusioned generation. [Douglas Hyde]

Als privater Beter des Stundengebetes und als Laie bin ich erst einmal allein. Den Weltpriestern geht es ähnlich. Das Gebet in Gemeinschaft ist, anders als bei Ordensleuten, die seltene Ausnahme. Das Stundengebet ist und bleibt aber in seinem Innersten ein Gemeinschaftsgebet, auch für mich. Das ist in jeder Sprache so.

Die Grundgebete und das Ordinarium der Messe sind mir inzwischen auf Latein geläufig. Damit entspreche ich, nebenbei, einem Wunsch des Heiligen Vaters.

III.
Latein ist eine charmante Kombination aus klassischer, herber Strenge und mediterraner Leichtigkeit. Latein ist schön. Man mag das als Ästhetizismus abtun. Dem halte ich entgegen, dass nicht zufällig das Wahre, Gute und Schöne in einer Reihe aufgezählt werden, nicht das Wahre, Gute und Hässliche.

Ich höre und sehe soviel Hässliches, leider auch in der Liturgie, dass ein moderater Ästhetizismus als Gegengewicht vielleicht nützlich ist. Oder sagen wir: ein Sinn für Ästhetik. aísthesis heißt ja nur sinnliche Wahrnehmung. (Denn sind wir etwa Protestanten?)

IV.
Latein bewahrt mich vor der Illusion, ich würde verstehen, was die liturgischen Texte sagen. Die Wahrheit ist: Ich verstehe nur wenig. In deutscher Sprache fällt das nur nicht so auf.

Und in Zeiten eines imminenten Motu Proprio und einer neuen Lateinbegeisterung allenthalben ist Latein natürlich einfach nur hip. Wann konnte man zuletzt mit Latein ganz vorn dabei sein und sich als Avantgarde fühlen?

Dixít Dóminus Dómino meo

Langjährige Leser wissen vielleicht, dass ich den Rosenkranz seit geraumer Zeit in lateinischer Sprache bete. Dabei hilft mir ein seinerzeit selbstgebasteltes, doppelseitig bedrucktes Blättchen [frisch aktualisiertes PDF hier, beim Kompendium gibt es ein viel besseres Faltblatt]. Mit dieser Hilfe habe ich mittlerweile das Apostolische Glaubensbekenntnis, das Pater noster, das Ave Maria, das Salve regina etc. in Latein auswendig gelernt.

Seit Anfang 2006 benutze ich das große Stundenbuch [hier ein Preisvergleich der lieferbaren Stundenbücher] für mein tägliches Gebet. Die Eröffnung und den Schluss der verschiedenen Horen, einige Hymnen, die Cantica Benedictus und Magnificat sowie das Te Deum bete ich seitdem auch auf Latein.

Zu Beginn der Heiligen Woche brachte die Post ein Paket mit den vier Bänden der Liturgia Horarum, sehr günstig bei Ebay erworben. Sie stammen aus Beständen der offensichtlich aufgelösten Bibliothek des geschlossenen Ordensseminars Geistingen CSsR, das zum Anfang 2006 aufgegebenen Kloster Geistingen gehörte.

Jetzt werde ich nicht auf einen Schlag das gesamte Stundengebet auf Latein verrichten, aber doch so manche Hore. Auch wenn ich natürlich nicht alles auf Anhieb verstehe. Ganz im Gegenteil – die meisten Hymnen zum Beispiel sind ziemlich unverständlich. Und für die Lesungen der Lesehore werde ich wohl beim deutschsprachigen Lektionar bleiben. Auch wenn es natürlich seinen Reiz hat, ex Catechésibus Hierosolymitánis auf Latein zu lesen.

Motu Proprio von der Brandstwiete

Der Spiegel 14/2007 (Ausriss)

Eine trivialisierte, auf den Leisten des Hamburger Nachrichtenmagazins gespannte Version der developing story vom Motu Proprio zur Freigabe der alten Messe. Im Spiegel 14/2007. Warum im Deutschland-Teil? Des deutschen Papstes wegen?