Man würde dem Zeugnis, welches das Neue Testament über die Kirchenbildung bietet, und der Theologie der Kirchenväter nicht gerecht, wenn man behaupten wollte, daß aus dem gemeinsamen Glauben der Jünger Jesu an seinen Heilstod und an seine Auferweckung die Kirche von selbst bzw. ausschließlich durch den Willen der Jünger, zusammenzubleiben, entstanden sei. Das Leben Jesu bildet zwar das ontologisch-intentionale Fundament für die Entstehung der Kiche. Für deren tatsächliche Bildung ist jedoch der Kirchenwille Jesu grundlegend, nicht nur für die konkrete Gestalt, sondern für die tatsächliche Konstituierung der Kirche selbst. Auf dem ontologischen Fundament der Inkarnation, des Heilstodes, der Auferweckung erhebt sich gewissermaßen der aktuelle Kirchenwille Jesu. In der Geistsendung findet er seinen höchsten realen Ausdruck.
Michael Schmaus: Der Glaube der Kirche. Handbuch katholischer Dogmatik. Bd. 2. S. 19f.